Lichtinstallation Mindener Dom

2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lichtdesign Dean Cáceres, Technische Leitung Jacek Krawczyk, Lichtanimation Sven Czubok

 

Dom-Geschichte als Licht- und Klangerlebnis – Mit einer Lichtmeditation erinnert die Mindener Kirchengemeinde an Zerstörung und Wiederaufbau

Es war ein Wagnis, das der Gemeindevorstand da mit Blick auf den 50. Jahrestag der Neuweihe des Domes eingegangen ist. Eine Licht- und Musikinszenierung in dem Gotteshaus, das am 28. März 1945 durch Bomben der Alliierten nahezu völlig zerstört und am 29. Juni 1957 nach einem gemeinsamen Kraftakt neu geweiht wurde.

Seit Sonntagabend steht fest: Erfreulich, dass sich die in Glaubensfragen eher als konservativ geltende Kirchenleitung dazu entschlossen hat, Zerstörung und Wiederaufbau in Form einer modernen und experimentellen Lichtkunstaktion inszenieren zu lassen. Erfreulich, dass man schon aus Kostengründen auf eine ursprünglich angedachte Großinszenierung verzichtet hat und nun einen Weg gegangen ist, der auf das Wesentliche reduziert wurde. Rund 180 Zuschauer und Zuhörer erlebten den Auftakt der noch bis Donnerstagabend laufenden „Lichtakzente“ im Dom und zollten lang anhaltenden Beifall.

Mit dem für das Lichtdesign verantwortlichen Dean Cáceres und dem Animationsspezialisten Sven Czubok fand sich ein junges Lichtkünstlerteam aus Göttingen, das den Grundgedanken der Dom-Gemeinde aufgriff. Nach einem Konzept der Mindener Gemeindeglieder Elisabeth Bernard-Berlet und Melanie Berger inszenierten die zwei Spezialisten mit Unterstützung der JC Music Veranstaltungstechnik Minden unter der technischen Leitung von Jacek Krawczyk, der auch in Göttingen tätig ist, die Lichtakzente.

Nach den theoretischen Vorbereitungen setzte das Team zwei Nächte lang und teilweise auch tagsüber das Konzept im Dom bis Sonntagabend auch praktisch um. So galt es, die von Domorganist Peter Wagner arrangierte und an der Domorgel selbst präsentierte Musik mit dem Lichtschauspiel in Einklang zu bringen. Vorteil: Multitalent Dean Cáceres ist sowohl im musikalischen als auch im visuellen Bereich, unter anderem als Dokumentarfilmer für Arte, zu Hause, so dass die Premiere nahezu reibungslos lief – und Wagner sich an der Orgel selbst ein gelungenes Geburtstagsgeschenk machte.

Bei der rund 45-minütigen Lichtmeditation erlebt der Besucher die einzelnen Phasen der Domzerstörung und des Wiederaufbaues. Peter Wagner lässt zerstörerischen Klänge durch das Langhaus hallen, Sirenen heulen, Suchscheinwerfer leuchten den Himmel nach Bombern ab. Lichtblitze, Rauch und dann fast endlos wirkende Stille. Der Dom ist zerstört. Es beginnt die durch besondere Lichtakzente unterstütze Orientierungsphase.

Dann der Wiederaufbau. Versöhnliche, ja hoffnungsvolle Töne erklingen aus der mächtigen Orgel. Der Zuschauer und -hörer erlebt das Wiederentstehen des Westwerkes, Beamer lassen die Orgel nahezu futuristisch aussehen. Der Hochchor wird aufgebaut, die Säulen im Dom wachsen, das Gewölbe wird geschlossen. Letztlich vereinigen sich die Scheinwerfer in den Rosetten der Domfenster, lassen sie vielfarbig rotieren, bis schließlich der Dom in seiner Gesamtheit wieder erstanden ist und aus dem Inneren heraus leuchtet. Die Besucher erfahren dabei das ihnen bekannte Gotteshaus in einem ganz neuen Licht.

Licht, das übrigens in jeder Diskothek zu finden ist. „Wir haben Lichtelemente eingesetzt, die heute als ganz gewöhnlich angesehen werden“, beschreibt Cáceres. Verzichtet wird auf Laser und andere „Spezialitäten“, wie sie inzwischen gerne bei großen Lightshows eingesetzt werden. So versinkt der auf einen rund 1200 Jahre alten Ursprung zurückgehende Mindener Dom nicht im multimedialen Kitsch und behält seine Authentizität – auch wenn er jetzt für ein paar Abende im Innern blau, grün, rot, orange oder weiß erstrahlt.“ Hans-Jürgen Amtage, Mindener Tageblatt, 30.10. 2007

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