Konzertprojekte

Konzert mit Lesung

„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Victor Hugo im Essay: William Shakespeare (1864)

Das Erleben von klassischer Musik im Konzert ist für viele ein Prozess der Wiederentdeckung. Es werden musikalische Geschichten erzählt, die Rätsel aufgeben. Da ist es oft hilfreich, ergänzende thematische Texte vorzulesen – wie etwa Briefzitate, Bilder oder Videos zu den Lebensumständen von Komponisten und dem Entstehungsprozess der Werke. So wird die Musik nicht nur klanglich sondern auch intertextuell erfahrbar.

Dean Cáceres und Inna Klause verorten mit musikwissenschaftlich fundierten Präsentationen Klaviermusik neu. Ähnlich wie im Dokumentarfilm bereiten sie die musikalische Vergangenheit multimedial auf, indem sie historische Tatsachen, Reflexionen und Emotionen zu einem ganzheitlichen Erleben verbinden.

 

 

 

 

 

 

 

 

„Ich denke, dass ich fortreise um zu sterben …“
Konzert mit Lesung zum Chopin-Jahr 2010

Klavier    Dean Cáceres
Lesung    Dean Cáceres
Inna Klause
Text        Dean Cáceres
Inna Klause

„Ich denke, dass ich deshalb verreise, um für immer das Zuhause zu vergessen; ich denke, dass ich fortreise um zu sterben – und wie trostlos muss es sein, woanders zu sterben, nicht dort, wo man gelebt hat.“ Dies schrieb Chopin 1830 im Alter von nur zwanzig Jahren, als er seine Heimat Polen verließ, um eine Konzertreise nach Wien zu unternehmen. Tatsächlich kehrte er  nie mehr nach Polen zurück. Nach der Besetzung Warschaus durch die russische Armee 1831 war er bereit zu einer „Verbrüderung mit dem Tod“, weil er sich nicht am Aufstand gegen die russischen Okkupanten beteiligt hatte. Seine größten Werke schuf er angesichts eines aussichtslosen Kampfes gegen eine unheilbare Krankheit. Dennoch beendete er sein „Leben von neununddreißig Jahren der Agonie“ (Solange Sand-Clésinger) in vollkommener Würde.
Das Konzert mit Lesung beleuchtet, ausgehend von Chopins Tod, einzelne Stationen seines Lebens anhand von Zitaten aus Briefen, Tagebüchern sowie Erinnerungen von Zeitgenossen. Es zeigt uns einen Menschen, der im Angesicht des Todes musizierte, reiste, liebte und komponierte.

Programm:
Klaviersonate b-Moll op. 35:  Marche funèbre – Finale
24 Préludes op. 28
Mazurka op. 64, Nr. 4

Presse

„Das Leben beginnt mit dem Tod.  Mit den ersten Klängen von Chopins Trauermarsch „Marche funebre“, entfaltet sich mit elementarer Tiefe und schlichter Einfalt die Größe dieser Komposition, die Arthur Rubinstein einmal als das ‚Raunen des Windes über den Gräbern‘ bezeichnet hat. Im Kasseler Sepulkralmuseum, einen Ort für das Verstehen des Todes, findet an diesem Abend im November 2010 noch im Chopin Jahr ein Konzert mit Lesung zum Leben und Werk des großen, unvergessenen polnischen Komponisten  und Pianisten (1810-1849)  des 19. Jahrhunderts statt.
Die beiden Musiker und Musikwissenschaftler  Dean Cáceres und Inna Klause verschränken in ihrem wunderbar konzeptionierten Programm Musik und Wort, lassen das viel zu kurze Leben Chopins in seinen 24 Preludes, aufleuchten und verströmen, geben mit eingespielten Dias  eine Vorstellung vom Damals: Der Trauerfeier zum Tod des ehemaligen Wunderkindes, den Orten, an denen er liebte, suchte und schuf.  Bilder seiner Heimatstadt Warschau des des Pariser Exils wechseln mit Ansichten von Mallorca , von Valldemosa, wo der junge Chopin mit seiner älteren Muse, der Schriftstellerin George Sand, lebte. Die Beziehung endet 1847, zwei Jahre später stirbt er mit nur  37 Jahren.
Frédéric Chopin lebte ein ungewöhnliches Leben, ein Künstlerleben, hoch oben auf dem Grat zwischen Leidenschaft, Melancholie und Niedergang.  Zu viel von allem.  Im Wechsel lesen der in Los Angeles geborenen Dean Cáceres und seine Partnerin, die in Kasachstan geborene Inna Klause Texte, Zitate, Brieffragmente  und Zeitzeugenaussagen, lassen mit eindringlichem Charisma das Bild eines großen, in sich zerrissenen Künstlers entstehen, der oft als „Nachfolger Mozarts“ charakterisiert wurde.  Dazwischen erklingen die 24 Preludes op. 28 des romantischen Komponisten, die wohl alle in Mallorca entstanden sind. Dean Cáceres spielt sie virtuos am Piano in diesen Räumen des Sepulkralmuseums, Töne, die perlen, Töne, die rauschen, ein kompositorischer Mikrokosmos, bei dem jede Prelude einer  Tonart zugedacht ist.  Cáceres gelingt es an diesem Abend zwischen den Totengräbern im Sepulkralmuseum das Kühne der Skizzen, das Fiebernde und Waghalsige  der Kompositionen mit Brillanz, Klarheit und Schlichtheit freizulegen. Dabei verweigert sich der Pianist jenem falsch verstandenen Pathos, mit dem Chopins Werk allzu oft gespielt wird. Die zwei fassen sich an den Händen und  verbeugen sich strahlend, bescheiden. Und das Publikum dankt mit nicht endend wollendem Applaus den beiden Musikern für einen Abend der Innerlichkeit  und ein hoch gelungenes Konzept. Man würde sich mehr solche Konzerte wünschen.“ Juliane Sattler – HNA-Nachrichten, 2010

 

 

Der ‚innig verehrte Schwager’ – Robert Schumann und Woldemar Bargiel
Konzert mit Lesung 2011

„Sie werden mir zugestehen, dass man nicht erst Schumanns Schwager zu sein braucht, um in ihm den großen Künstler und ausgezeichneten Menschen zu ehren. Es ist mir von jeher unbegreiflich gewesen, daß, wer was in der Musik leisten will, Schumanns Grundansichten sein muß, und sich den Namen Schumannianer wohl gefallen lassen kann.“ Dies Zeugnis der Verehrung Robert Schumanns stammt aus der Feder des Komponisten, Dirigenten und Pädagogen Woldemar Bargiel (*1828 in Berlin; † 1897 in Berlin), der als Halbbruder Clara Wiecks in einem engen verwandtschaftlichen Verhältnis zu Schumann stand. Bargiel stand außerdem mit vielen bedeutenden Musikerkollegen seiner Zeit im Briefkontakt.
Er begann seine Musikerlaufbahn mit einem fulminanten Studienabschluss – sein Oktett op. 15a steht gleichrangig neben dem berühmten Streichoktett Mendelssohns. Bald darauf rechnete Schumann ihn in der Fußnote seines Artikels „Neue Bahnen“  zu einem bedeutenden Nachwuchskünstler. Während Bargiels Jugendwerk sich verständlicherweise noch stark an Schumann orientiert, lassen sich in seinem völlig unentdeckten Spätwerk eine Fülle von Einflüssen verorten. Der umfassend gebildete Musiker entwickelte eine eigene romantische Tonsprache, die erstmals aufgeführt und der Musik seiner Zeitgenossen gegenüber gestellt wird.

Programm:
Woldemar Bargiel     8 Pianofortestücke op. 32

Robert Schumann    Abegg-Variationen op. 1
Clara Schumann / Franz Liszt     „Geheimes Flüstern Hier und Dort“
Felix Mendelssohn Bartholdy    Rondo Cappriccioso

Woldemar Bargiel Charakterstück op. 8, Nr. 3
Johannes Brahms     Walzer op. 39 Nr. 14, 15

Woldemar Bargiel     8 Pianofortestücke op. 41

© Cáceres 2017